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Das Foto zeigt ein Kaninchen, das nicht frisst

Kaninchen frisst nicht - woran liegt das?

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Hilfe, mein Kaninchen frisst nicht. Der tägliche Speiseplan von Kaninchen setzt sich aus zahlreichen kleinen Mahlzeiten zusammen.

Hinweis

Verzehrt das Tier plötzlich geringere Mengen als bislang gewohnt, oder wird die Nahrungsaufnahme vollständig verweigert, ist dies ein ernst zu nehmendes Warnsignal.

Bereits nach wenigen Stunden kann es passieren, dass der Organismus von Kaninchen vollständig zusammenbricht. Um diesen lebensbedrohlichen Zustand zu verhindern, sollten Sie das Verhalten Ihrer Langohren stets aufmerksam beobachten, sodass ein rechtzeitiges Eingreifen möglich ist. Im Folgenden erfahren Sie, wann eine Fressunlust vorliegt, welche Möglichkeiten zur Behandlung infrage kommen und wie Sie dieser bestmöglich vorbeugen.

Wie funktioniert die Verdauung bei Kaninchen?

Bei Kaninchen setzt der Verdauungsprozess bereits im Maul mit der Nahrungsaufnahme ein. Das Zerkleinern der Nahrung mit den Zähnen führt dazu, dass die stetig nachwachsenden Zähne durch die Mahlbewegungen abgenutzt werden und das Futter mit Speichel angereichert wird. Letzteres vereinfacht das Schlucken der Nahrung ungemein.

Im Anschluss gelangt der Nahrungsbrei über die Speiseröhre in den Magen und danach in den Darm.

Gut zu wissen

Da die Magen- und Darmmuskulatur bei Kaninchen nur sehr schwach ausgeprägt ist, erfolgt der Transport durch den Verdauungstrakt ausschließlich über den Verzehr von frischer Nahrung. Die im Verdauungstrakt befindliche Nahrung wird auf diese Weise nach vorn gedrückt und schließlich als Kot ausgeschieden.

Das Foto zeigt ein Kaninchen mit Stock

Diese Form von Verdauung wird auch als Stopfdarm bezeichnet. Während des gesamten Verdauungsprozesses wirken die verschiedensten Enzyme, welche die Aufnahme von Nährstoffen ermöglichen.

Die Ausscheidungen von Kaninchen bestehen aus harten Kötteln und Blinddarmkot. Letzterer wird von den Langohren direkt am After verzehrt, um die Nährstoffversorgung aufrecht zu erhalten.

Kaninchen frisst nicht mehr – Woran liegt das?

Um einen optimalen Verdauungsprozess aufrechtzuerhalten benötigen Kaninchen einen uneingeschränkten Zugang zu Heu und abwechslungsreichem Frischfutter. Zahlreiche kleine Mahlzeiten sorgen dafür, dass fortlaufend Nahrungsbrei in den Stopfdarm gelangt.

Nimmt das Kaninchen über mehrere Stunden keine Nahrung zu sich, führt dies zu einer sofortigen Verlangsamung der Verdauungs- und Darmtätigkeit. Ist der Verdauungsprozess stark eingeschränkt oder kommt dieser sogar vollständig zum Erliegen, sind schnell dramatische Folgen für Ihre Langohren zu erwarten. Umgangssprachlich ist dann von einer sogenannten Fressunlust die Rede.

Bei genauer Beobachtung Ihrer Kaninchen ist eine Fressunlust normalerweise schnell ersichtlich. Kaninchen, die nicht mehr fressen weisen meist ein apathisches Verhalten auf, indem sie ausschließlich in einer Ecke des Geheges sitzen.

Sofern Sie Ihre Kaninchen in einer kleinen Gruppe halten, zeigt sich eine Fressunlust durch außergewöhnlich volle Raufen und gut gefüllte Wassernäpfe. Bildet Stress die Ursache der Fressunlust, neigt das Kaninchen häufig zum Fellfressen. Eine sichtbare Schwellung unter der Haut deutet meist auf einen Abszess hin.

Leidet das Tier unter einem Parasitenbefall, äußert sich dieser neben Fressunlust durch Juckreiz, sodass sich das Kaninchen vermehrt kratzt oder ableckt.

Sofern zuvor stets viel und reichhaltig gefressen wurde, handelt es sich um eine normale Appetitschwankung und somit einer lediglich kurzfristigen Fressunlust.

Tipp

Stellen Sie fest, dass eines Ihrer Kaninchen über mehrere Stunden keine Nahrung mehr zu sich genommen hat, empfiehlt es sich, diesem ein beliebtes Leckerchen zu reichen. Wird dieses ebenfalls verschmäht, ist ein Tierarztbesuch zu empfehlen.

Das Foto zeigt zwei Kaninchen mit frischen Kräutern

Ursachen einer Fressunlust

Ein Kaninchen frisst nicht mehr über mehrere Stunden und verzichtet auf jegliche Art von Nahrung, so gilt es die Ursache schnellstmöglich herauszufinden. Da Nahrungsverzicht bei Kaninchen schnell einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen kann, sollten Sie in jedem Fall einen erfahrenen Tierarzt aufsuchen. Da die Ursachen für eine Fressunlust ganz unterschiedlich ausfallen können, sollten Sie jede Verhaltensänderung Ihres Langohrs genau beobachten. Je genauer Ihre Beobachtungen ausfallen, desto schneller kann die Ursache für die Fressunlust ausfindig gemacht werden.

Hinweis

Verzichtet ein Kaninchen auf Nahrung, sind meist Schmerzen die Ursache. Allerdings versuchen Kaninchen Krankheiten möglichst lange zu verbergen, weshalb hier eine genaue Beobachtungsgabe gefragt ist.

Zu den häufigsten Ursachen einer Fressunlust gehören:

Zahnprobleme

Schmerzen beim Kauen führen häufig dazu, dass das Kaninchen nicht mehr frisst. Die Zähne wachsen bei Kaninchen ein Leben lang, weshalb die Tiere ausreichend Möglichkeiten benötigen, um diese abzunutzen. Sind zu lange Zähne die Ursache dafür, dass Ihr Kaninchen die Nahrungsaufnahme verweigert, ist eine unmittelbare Kürzung notwendig.

Zudem kann es passieren, dass die Zähne aufgrund einer Fehlstellung falsch nachwachsen, wodurch das Tier ebenfalls Schmerzen beim Zubeißen verspürt. Darüber hinaus kommen noch weitere Zahnkrankheiten wie beispielsweise diverse Entzündungen im Bereich der Zähne und / oder des Maulraums sowie Kieferabszesse infrage.

Magen-Darm-Probleme

Ein Kaninchen frisst nicht mehr, so sind Magen-Darm-Probleme als häufige Ursache anzuführen. Beschwerden im Verdauungstrakt lassen sich auf unterschiedliche Ursachen zurückführen. Hierzu gehören unter anderem:

  • Vergiftung zum Beispiel durch Zimmer- oder Gartenpflanzen
  • Verstopfung durch beispielsweise Haarballen oder anderen Fremdkörpern
  • Magenüberladung

Bei bestehenden Magen-Darm-Problemen sind meist noch weitere Symptome wie Zähneknirschen, Fieber oder Apathie zu beobachten. Die Behandlung durch einen Tierarzt ist unverzichtbar, da ein vollständiger Zusammenbruch des Verdauungssystems den Kreislauf des Tieres kollabieren lassen würde.

Futterqualität

Zeigt Ihr Kaninchen neben einer Fressunlust keine weiteren Symptome oder verschmähen gleich mehrere Langohren das Futterangebot, sollten Sie dessen Qualität unbedingt überprüfen.

Handelt es sich beispielswese um ein noch unbekanntes Futter, ist dies häufig ein Grund, weshalb Kaninchen dieses zunächst verschmähen. Die Umstellung von Futtermitteln sollte grundsätzlich schrittweise erfolgen, sodass sich die Tiere langsam daran gewöhnen können. Auch verunreinigtes oder als unappetitlich empfundenes Futter wird von Kaninchen in aller Regel konsequent ignoriert.

Unser Tipp

Verzichten Sie zudem darauf, gepflücktes Frischfutter vom Straßen- oder Feldrand anzubieten. Dies ist für gewöhnlich durch große Mengen Abgase kontaminiert.

Sind Sie unsicher, ob das angebotene Futter noch als genießbar einzustufen ist, empfiehlt es sich, dieses vollständig zu ersetzen.

Kaninchen frisst nicht: Weitere Ursachen

Auch Allgemeinerkrankungen, welche Kaninchen schwächen, können eine Ursache für Fressunlust darstellen. Außerdem führen frisch durchgeführte Operationen oftmals zu einem Appetitmangel. Weiterhin sind Infektionen wie Toxoplasmose oder ein Parasitenbefall durch beispielswiese Milben weitere mögliche Ursachen für eine Fressunlust.

Kaninchen, welche sich in ihrer Gruppe unwohl fühlen, in Einzelhaltung leben oder um ihren bereits verstorbenen Partner trauern, neigen ebenfalls zu einer Fressunlust. Denn die psychische Verfassung des Tieres beeinflusst dessen körperliches Wohlbefinden enorm.

Behandlung einer Fressunlust

Wie die Behandlung einer Fressunlust im Detail erfolgt, hängt von der jeweiligen Ursache ab.

  • Gesundheitliche Einschränkung: Medikamentöse oder operative Therapie; Kaninchen beginnen schnell wieder mit der Nahrungsaufnahme; Lieblingskräuter direkt aus der Hand werden meist gerne angenommen
  • Zahnprobleme: Zahnbehandlung durch z.B. Kürzung der Zähne; Öffnung bei Abszessen; Futter als Brei oder geraspelt reichen; In schweren Fällen Zwangsernährung durch Spritze und Päppelbrei; Nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt!
  • Verdauungsbeschwerden: Leichte Bauchmassagen; Medikamente wie beispielsweise Sab Simplex; In schweren Fällen Ableitung der Gase über einen Kanal
  • Parasiten: Medikamentös mit beispielsweise Wurmmittel
Das Foto zeigt ein Kaninchen, das vom Futter abgewendet ist

Fressunlust mit Hausmitteln behandeln

Da eine akute Fressunlust binnen weniger Stunden eine Lebensgefahr für Ihre Langohren darstellt, sollten Sie zunächst auf den Einsatz von Hausmitteln verzichten. Erst nachdem der behandelnde Tierarzt erste Maßnahmen eingeleitet hat, können Sie Hausmittel ergänzend verabreichen. Bei Verdauungsproblemen erfreut sich eine Wärmequelle oftmals an besonders großer Beliebtheit.

Diese Folgen sind zu erwarten

Unterlässt Ihr Kaninchen die fortlaufende Nahrungsaufnahme, ist ein weiterer Transport des Nahrungsbreis nicht mehr länger gewährleistet. Dieser verbleibt dann an Ort und Stelle, sodass es zu Fehlgärungen kommen kann. Hierbei handelt es sich um Gase, die im Rahmen des Verdauungsprozesses entstehen.

Ein Entweichen dieser aus dem Körper ist allerdings nicht mehr möglich, da der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen bei Kaninchen vollständig verschlossen ist. Somit gelingt es Kaninchen weder aufzustoßen noch zu erbrechen.

Sammeln sich Gase in Magen und Darm an, kann dies ein Aufblähen der Organe begünstigen. Dies kann die Entstehung der sogenannten Trommelsucht begünstigen. Diese ist mit starken Schmerzen, dem Reißen von Darm- und Magenwänden sowie Kreislaufversagen verbunden.

Achtung!

Rund zwölf Stunden ohne Nahrungsaufnahme sind für Kaninchen lebensbedrohlich.

Fressunlust vorbeugen – Möglichkeiten im Überblick

Gesunde Kaninchen, welche in einer artgerechten Haltung leben, verspüren für gewöhnlich keinerlei Appetitmangel. Für eine ausgewogene Ernährung ist es wichtig, dass Sie Ihren Langohren ein reichhaltiges Angebot an rohfaserreichem Futter wie Heu, Kräuter und Gräsern anbieten. Dabei sollten Sie möglichst auf Fertigfutter verzichten.

Ein großzügig und abwechslungsreich gestaltetes Gehege regt Kaninchen zudem dazu an, sich ausgelassen zu bewegen. Auf diese Weise bleibt der Verdauungstrakt stets in Schwung.

Zur Vorbeugung schmerzhafter Zahnerkrankungen ist eine regelmäßige Zahnkontrolle durch einen Tierarzt zu empfehlen.

Eine angemessene Hygiene rundet das Wohlbefinden Ihrer Kaninchen ab und beugt der Entstehung unangenehmer Gerüche zuverlässig vor. Hierzu gehört, die tägliche Entfernung von Kötteln und Urin.

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